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Stuttgart 2019

Mentorenschulung in der Evangelischen Heimstiftung in Stuttgart

„Das Internet nutze ich schon seit 20 Jahren“ – eine Senioren-Medienmentorin erzählt

Dass man auch mit 70 und 20 Jahren Internet noch wissbegierig sein kann - dafür ist Edeltraud Bultmann ein gutes Beispiel. Sie ist eine von neun Teilnehmerinnen beim Senioren-Medienmentoren-Programm. Was sie im Umgang mit dem Internet noch dazu lernen will, haben wir bei unserem Besuch in der Evangelischen Heimstiftung in Stuttgart erfahren.

Wer glaubt, dass Seniorinnen und Senioren digital noch hinter dem Mond leben, irrt. WhatsApp, Online-Banking und YouTube sind für die Rentnerinnen und Rentner von heute kein „Neuland“ mehr. Von den Teilnehmern am Senioren-Medienmentoren-Programm wird erwartet, dass sie bereits ein wenig Erfahrung mit Computer und Internet mitbringen – und davon besitzen sie eine ganze Menge. Die neun angehenden Mentorinnen und Mentoren, die in der Evangelischen Heimstiftung zu Gast waren, nutzen das Internet und Handys teilweise schon seit 20 Jahren. Sogar gestandene Programmierer waren bereits bei den Kursen dabei, berichtet Referentin Melanie Hettmer. Doch bei der rasanten Entwicklung des Internets, müssen auch die auf den Stand der Dinge gebracht werden.

An drei Nachmittagen lernen die angehenden Senioren-Medienmentoren alles über die neuste Smartphone-Technik, soziale Netzwerke und Sicherheit im Internet. Besonders zu letzterem Thema haben sie besonders viele Fragen. „Woran erkenn ich denn, dass das angebotene Windows-Update wirklich echt und kein Virus ist?“ will Gabriella Scholz wissen. Die in den 50er Jahren geborene Seniorin bekam 1989 ihr erstes Handy und nutzt seit 2010 ein Smartphone. Besonders gerne nutzt sie WhatsApp, um mit ihren Enkeln zu kommunizieren oder schaut Youtube-Videos an. In Zeiten von Zalando und Amazon shoppt sie auch regelmäßig online – aber ein ganz reines Gewissen hat sie nicht dabei. Sie hat Angst davor, dass „die Städte verwahrlosen und zu Geisterstätten werden, wenn alle nur noch online einkaufen“, so ihre Befürchtung.

Die Seniorinnen und Senioren nutzen das Internet nicht nur für triviale Dinge wie Shopping oder Kommunikation. Edeltraud Bultmann leitet eine Selbsthilfegruppe für Leukämie und Lymphome und besorgt sich viele Fachinformationen zu ihrem Thema unter anderem online. Mit der Zeit hat sie ein Gespür dafür entwickelt, „welchen Informationen man in Internet trauen kann und welchen nicht“. Obwohl sie bereits über 20 Jahren online ist, interessiert sie sich für Tipps und Tricks, wie man im Internet erfolgreich nach Informationen suchen kann.

Melanie Hettmer hat das passende Thema dabei und macht im ersten Teil des Workshops die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einigen Suchmaschinen-Funktionen vertraut: Google Translator, Google Maps oder Bing. Sie will vermitteln, dass Google nicht die einzige Suchmaschine ist und dass mittlerweile viele Alternativen, wie Metagear oder DuckDuckGo existieren, die wesentlich datensparsamer sind.

Die Teilnehmer versuchen derweil mit GoogleMaps den schnellsten Heimweg aus dem Stuttgarter Osten herauszufinden. Beim Reinzoomen in die Karte benötigen einige Teilnehmer noch Unterstützung. Beim zweiten Thema des Tages „Datenschutz“ steht auch der WhatsApp-Messenger auf dem Programm. Die Teilnehmer erklären sich gegenseitig, wie man sich mit der WhatsApp-Video-Funktion anrufen kann. Die Referentin will aber auch vermitteln, dass WhatsApp in Sachen Datenschutz nicht empfehlenswert ist und nicht jede Information über den beliebten Messenger verschickt werden sollte.

In der zweiten Hälfte geht Melanie Hettmer auf die individuellen Fragen der Senioren und Seniorinnen ein. Dazu hat sie die Woche zuvor eine Hausaufgabe verteilt. Jeder sollte recherchieren, was ein bestimmter Begriff wie „Browser“, „Lesezeichen“ oder „Escape-Taste“ bedeutet und seine Fragen dazu mitbringen. Zum Thema „Sicherheit in Netz“ werden viele Fragen gestellt: „Woran erkenne ich, dass eine E-Mail von der Bank echt ist?“ oder „Woran erkennt man, dass eine Datei mit einem Virus infiziert ist“ wollen die Teilnehmer wissen. Der Wissensdurst zum Thema „Internet-Security“ ist keine große Überraschung für Melanie Hettmer. In zahlreichen Workshops hat sie beobachtet, dass Senioren tendenziell „übervorsichtig“ im Internet unterwegs sind, wohingegen Jugendliche meist zu sorglos sind. „Eine gesunde Mischung wäre wünschenswert“ resümiert Melanie Hettmer.

Beim Senioren-Medienmentoren-Programm werden qualifizierte Senioren-Medienmentorinnen und -mentoren aus- bzw. fortgebildet. Sie sollen ihr Wissen in ihrem Umfeld, also wohnortnah, weitergeben. Interessierte am Senioren-Medienmentoren-Programm können sich unter semm@lmz-bw.de anmelden.

Das Programm ist Teil der Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg. Die Landesregierung setzt sich mit der Initiative „Kindermedienland Baden-Württemberg“ unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann dafür ein, die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Land zu stärken. Mit dem „Kindermedienland Baden-Württemberg“ werden zahlreiche Projekte, Aktivitäten und Akteure im Land gebündelt, vernetzt und durch feste Unterstützungsangebote ergänzt. So wird eine breite öffentliche Aufmerksamkeit für die Themen Medienbildung und -erziehung geschaffen. Träger und Medienpartner der Initiative sind die Landesanstalt für Kommunikation (LFK), der Südwestrundfunk (SWR), das Landesmedienzentrum (LMZ), die MFG Baden-Württemberg, die Aktion Jugendschutz (ajs) und der Verband Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV).

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